Fachstellen warnen: „Das Fundament der Suchthilfe im Land steht auf dem Spiel“

von | 06.11.2025

Die geplanten Kürzungen der Landesmittel für Suchtprävention und Suchthilfe in Thüringen ab 2026 sorgen landesweit für massive Kritik. Nach dem aktuellen Haushaltsentwurf sollen mehr als 62 Prozent der Mittel gestrichen werden – mit gravierenden Folgen für Prävention, Beratung, Behandlung und Selbsthilfe.

„Diese Kürzungen sind nicht nur ein Einschnitt in einzelne Projekte – sie gefährden die gesamte Suchthilfekette in Thüringen“, warnt David Fritzlar, Geschäftsführer der SiT gGmbH und Vorstand des TLS e.V. „Damit wird gegen den eigenen Regierungsvertrag verstoßen, in dem ausdrücklich steht: ‚Gesundheitsförderung und Prävention müssen gestärkt werden.‘“

Konkret droht der Verlust von über 8.250 Fachstunden im Jahr 2026. Noch drastischere Kürzungen sind für 2027 geplant. Zahlreiche Programme, die Schulen, Familien, Jugendhilfe, Betriebe und Kommunen unterstützen, müssten eingestellt werden. Die Arbeit aus über 30 Jahren wird eklatant reduziert, langfristig aufgebaute Netzwerke gehen verloren.

Die Fachstellen warnen vor massiven gesellschaftlichen Folgen: In Deutschland wächst jedes vierte Kind mit einem suchtbelasteten Elternteil auf, rund fünf Prozent der Beschäftigten gelten als alkoholabhängig, und immer mehr Jugendliche zeigen problematische Online- oder Cannabiskonsum-Muster. Gleichzeitig steigt in Thüringen die Zahl der Drogentoten – 2024 waren es 50, so viele wie noch nie.

„Suchtprävention sichert Gesundheit, schützt Familien und entlastet langfristig unser Gesundheitssystem. Wer hier spart, zahlt später doppelt – gesellschaftlich wie finanziell“, betont Annett Fabian, stellvertretende Geschäftsführerin des fdr+ e.V..
Die Fachstellen appellieren an den Thüringer Landtag, die Landesmittel in vollem Umfang zu erhalten: Jetzt am Suchthilfesystem zu sparen, heißt, an der Zukunft Thüringens zu sparen. Wir brauchen starke Strukturen, keine Kürzungen.

Herausgeber:

Präventionszentrum der Suchthilfe in Thüringen – SiT gGmbH (SiT gGmbH)
Thüringer Fachstellen Suchtprävention und Glücksspielsucht des Fachverbands Drogen- und Suchthilfe e. V. (fdr+ e.V.)
Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e. V. (TLS e.V.)

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