Was ist Co-Abhängigkeit?

Co-Abhängigkeit ist einer der populären Begriffe im Umgang mit Angehörigen von suchterkrankten Menschen. Es gibt dazu eine Vielzahl von Definitionen und Konzepten, eine empfehlenswerte Begriffsbestimmung brachten diese bisher aber nicht. Grundlegend muss jedoch anerkannt werden: Bezugspersonen üben einen unmittelbaren – oftmals unbewussten – Einfluss auf den Verlauf einer Suchterkrankung aus!

Das bedeutet aber in keinem Fall, dass Angehörige verantwortlich für die Suchterkrankung sind! Allerdings gibt es Angehörige, die infolge der Sucht einer Bezugsperson, selbst Probleme haben oder krank werden. Andererseits gibt es aber auch Situationen, in denen eine Suchterkrankung durch ein Leiden der Partnerin bzw. des Partners erst ausgelöst, verstärkt oder aufrechterhalten wird. Wichtig ist immer, dass Angehörige von suchtkranken Menschen damit anfangen, etwas für sich selbst zu tun! Von daher steht es außer Frage, dass Angehörigen die gleichen Zugangswege zu den notwendigen Hilfen offen stehen, wie dem/der Abhängigen selbst! Jede seriöse Therapieplanung berücksichtigt zudem das direkte soziale Umfeld der Betroffenen.

Obwohl der Begriff der Co-Abhängigkeit auch unter Fachleuten immer noch weitverbreitete Verwendung findet, gelten diesbezügliche Behandlungskonzepte inzwischen als überholt. Co-Abhängigkeit als eigenständige Krankheit gibt es nicht! Aktuelle Konzepte sehen den Hilfebedarf der Angehörigen, definieren sie allerdings nicht per se als krank. So gibt es Konzepte, die den Angehörigen Strategien an die Hand geben, um die eigene Lebensqualität zu verbessern und zusätzlich die Behandlungsbereitschaft der nahen Abhängigkeitserkrankten erhöhen. Vor diesem Hintergrund kann man sagen: Co-Abhängiges Verhalten ist als suchtförderndes Verhalten von nahen Bezugspersonen des suchtkranken Menschen zu verstehen!

Beispiele für suchtförderndes Verhalten von Angehörigen

Lars leidet unter der Krankheit seiner Partnerin, unternimmt allerdings nichts um die Situation zu verändern. Er beklagt sein Schicksal und stopft die finanziellen Löcher so gut es geht.

Cornelia ist mit ihrem schwachen Mann verheiratet. Sie will alles und vor allem die Beziehung kontrollieren.

Schirin ist selbst schwankend und unsicher. Sie sucht sich immer wieder Partner, die von ihrer Fürsorge abhängig sind.

Stefan bleibt bei seiner hilflosen Frau, damit er ein Ventil für seine aggressiven Impulse hat.

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